Ganze Familien suchten vergebens nach einer Unterkunft. Noch ist unklar, wie es mit den Flüchtlingen weitergehen soll.

"Mailand kann es allein nicht schaffen, andere Städte müssen uns helfen", warnte das für Sozialfragen zuständige Stadtratsmitglied Pierfrancesco Majorino. Seit Oktober 2013 habe Mailand bereits 64.000 Migranten versorgt, 10.000 allein seit Jahresbeginn. Jede Nacht würde die Stadt 800 Betten zur Verfügung stellen, diese seien jedoch angesichts der massiven Flüchtlingswelle der vergangenen Wochen unzulänglich.

Die kritische Lage am Mailänder Bahnhof droht wieder die Polemik zwischen der Region Lombardei und der Zentralregierung in Rom zu entfachen. Der lombardische Präsident Roberto Maroni, Spitzenpolitiker der ausländerfeindlichen Partei Lega Nord, weigert sich, weitere Migranten aufzunehmen, wie es die Regierung von Premier Matteo Renzi verlangt.

56.000 Menschen wurden seit Jahresbeginn von der italienischen Marine gerettet, das sind zehn Prozent mehr gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014, berichtete der General der Carabinieri Tullio Del Sette vor dem Parlament. 1.600 Flüchtlinge werden im Mittelmeer vermisst, 100 Leichen wurden geborgen. 2015 wurden 53 Menschenhändler festgenommen und 27 Personen wegen Beihilfe zur Schlepperei angezeigt. 2014 waren 190 Menschenhändler festgenommen worden. Italien beherbergt derzeit bereits 84.000 Flüchtlinge.