Ägyptens Präsident hat sich bei einem Treffen mit Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) für eine Revolution des Islam im Sinne einer moderaten Auslegung ausgesprochen. Abdel Fattah al-Sisi sei davon überzeugt, dass ein "falsch verstandener Islam" die Basis für den Terror der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) und anderer Extremisten sei, sagte Kurz am Donnerstag dem Treffen mit Sisi in Kairo.

Der Wunsch des autoritären Herrschers nach einer derartigen Revolution im Islam sei "absolut unterstützenswert", erklärte der ÖVP-Politiker. "Wir brauchen ein gutes Miteinander der Religionen hier in der Region, das Zusammenleben der Kopten und der Muslime ist hier im Gegensatz zu vielen anderen Ländern vorbildlich", sagte Kurz. Zudem habe Sisi mit seiner Ansicht, dass ein falsch verstandener Islam die Basis des IS-Terrors sei, "vollkommen recht". Diejenigen, die den Islam für alles zur Verantwortung zögen, "die liegen falsch". Aber diejenigen, die sagten die Religion habe "mit alldem nichts zu tun", lägen genauso falsch.

Wichtiger Partner

Beide seien sich einig gewesen, dass Islamismus die Basis des IS und anderer radikaler Gruppen sei und bekämpfen müsse. Der ägyptische Präsident sei in dieser Frage ein "wichtiger Partner", betonte Kurz. Der Kampf gegen IS müsse militärisch, aber auch ideologisch geführt werden. Damit werde nicht nur die von den Extremisten ausgehende Gefahr, sondern auch das Flüchtlingsdrama in der Region eingedämmt.

"Jeder Erfolg gegen den IS-Terror führt natürlich auch dazu, dass weniger Menschen leiden und flüchten müssen", unterstrich Kurz mit Verweis auf die über zehn Millionen syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge. Sisi habe "viel Verständnis" für den Kampf gegen Schlepper gezeigt und zugleich deutlich gemacht, dass den vielen Kriegsflüchtlingen geholfen werden müsse.

Die Todesstrafe sei bei dem Treffen auch thematisiert worden. Der Außenminister habe seine Ablehnung gegen Hinrichtungen im Gespräch deutlich gemacht, auch gegen die geplante Tötung des inhaftierten Ex-Präsidenten der Muslimbrüder, Mohammed Mursi. Westliche Kritik werde in Ägypten nicht nur wahr-, sondern auch ernst genommen, sagte Kurz. Es sei klargestellt worden, dass ein Fortschritt im Menschenrechtsbereich nachhaltig nur mit einer Verbesserung im Bildungsbereich und einer positiven Entwicklung des Landes einhergehen könne, habe Sisi verdeutlicht.

Zusammenarbeit

Angesprochen auf den Aufruf von IS-nahen Gruppen zur Ermordung ägyptischer Richter am Mittwoch sagte Kurz, dass man das in Ägypten "sehr ernst" nehme. Der Präsident sei "extrem gefährdet" und würde oftmals - wie auch Vertreter des Militärs, der Polizei und der Justiz - Drohungen erhalten.

Die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Österreich und Ägypten sei ebenfalls angesprochen worden, sowie auch die Parlamentswahlen. Sie würden kommen, habe es in dem Gespräch geheißen. Wann, sei aber noch unklar.

Sisi hatte 2013 als Militärchef den gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt. Er regiert das Land seitdem mit eiserner Hand. Im Mai 2014 wurde der Ex-General in einem umstrittenen Urnengang zum Präsidenten gewählt. Im Juni 2014 wurde er als Staatschef vereidigt, nachdem er vom Militär Abschied genommen hatte.

Kurz begann am Mittwoch seine Reise nach Ägypten und Jordanien. Nach dem Treffen mit Sisi reist der Außenminister noch am Donnerstag weiter nach Amman. Dort will er sich über die Flüchtlingslage informieren. Am Freitag nimmt Kurz am regionalen Wirtschaftsforum am Toten Meer teil, bei dem er Jordaniens König Abdullah II. und seinen jordanischen Amtskollegen Nasser Judeh trifft.