Mazedoniens Präsident Gjorge Ivanov hat am Sonntagabend indirekt die NATO und die Europäische Union für die Ereignisse in Kumanovo verantwortlich gemacht. Die mazedonischen Behörden, denen die Aktivitäten der bewaffneten Gruppe seit Jahresbeginn bekannt gewesen seien, hätten die Sicherheitsdienste der 17 Partnerstaaten der EU und der NATO darüber informiert.

"Diese Kommunikation hat kaum ein Ergebnis gebracht" stellte Ivanov bei einer Pressekonferenz in Mazedoniens Hauptstadt Skopje fest. Einer der Gründe für den bewaffneten Konflikt in Kumanovo sei, dass das Land aus der europäischen Integration herausgehalten würde, sagte Ivanov laut Medienberichten.

Der mazedonische Präsident forderte zudem zur Aufnahme eines politischen Dialogs zwischen Vertretern der Regierungskoalition und der Opposition auf. Es sei höchste Zeit, die Gespräche miteinander zu intensivieren, betonte Ivanov.

NATO besorgt

Die NATO zeigte sich angesichts der Eskalation in Mazedonien besorgt. Alle Verantwortlichen müssten zusammenarbeiten, um wieder Ruhe herzustellen, erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Sonntagabend in Brüssel. Die Vorfälle müssten in einer transparenten Weise untersucht werden. "Ich fordere jeden auf, Zurückhaltung zu üben und im Interesse des Landes und der Region jegliche Eskalation zu vermeiden", so Stoltenberg.

Bei einem Feuergefecht zwischen Polizisten und einer "terroristischen Gruppe" in der Stadt Kumanovo wurden seit Samstagfrüh acht Polizisten und 14 Kämpfer getötet. Laut Innenministerium kann sich die Zahl der Opfer noch erhöhen. Bei dem Einsatz in der rund 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Skopje gelegenen mazedonischen Stadt seien auch 37 Polizisten zum Teil schwer verletzt worden, sagte Innenministeriumssprecher Ivo Kotevski. 30 Männer seien verhaftet worden. Das Ministerium bezifferte die Zahl der Bewaffneten auf bis zu 70, Regierungschef Nikola Gruevski sprach von 40 Bewaffneten.

Tiefe politische Krise

Mazedonien steckt seit den vorgezogenen Parlamentswahlen im April 2014 in einer politischen Krise. Seit Ende Jänner spitzt sie sich immer weiter zu. Premier Nikola Gruevski warf dem Oppositionschef Zoran Zaev einen Putschversuch vor. Daraufhin veröffentlichte der oppositionelle Sozialdemokratische Bund eine Reihe von angeblich mitgeschnittenen Telefongesprächen, die einzelne Regierungsmitglieder schwer belasteten. In den vergangenen Tagen war es in Skopje und weiteren Städten täglich zu Anti-Regierungsprotesten gekommen.