Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland rutscht immer tiefer in die Krise. Während Finanzminister Giannis Varoufakis angesichts akuter Geldnot in Europas Hauptstädten Unterstützung suchte, senkte die EU-Kommission am Dienstag ihre Wachstumsprognose für das Land deutlich.

Die neue griechische Regierung verhandelt seit ihrem Amtsantritt Ende Jänner mit den Geldgebern der Eurozone über die weitere finanzielle Unterstützung. Athen hat eine für die Auszahlung weiterer Hilfsgelder geforderte Liste mit Reformen bisher aber nicht vorgelegt.

Die EU-Kommission senkte nun ihre Wachstumsprognose für das Krisenland von 2,5 auf 0,5 Prozent. Dies sei "angesichts der anhaltenden Unsicherheit unvermeidlich" gewesen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Die Prognose für 2016 wurden von 3,6 auf 2,9 Prozent verringert.

Der für die Eurozone zuständige Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis machte die linksgeführte Regierung in Athen für die verschlechterte Lage verantwortlich. "Vor nur fünf Monaten war Griechenland auf dem Weg zu stärkerem Wachstum", erklärte er. Bleibe es bei der Unsicherheit, würden Griechenlands Wirtschaft und letztlich die griechische Bevölkerung darunter leiden. "Die griechische Regierung muss eine Wahl treffen. Die Zeit läuft ab."

Anders als noch bei der Winterprognose vom Februar geht die Kommission nun wieder von deutlichen Haushaltsdefiziten in Athen aus: Die Finanzierungslücke werde in diesem und im kommenden Jahr bei 2,1 beziehungsweise 2,2 Prozent liegen, hieß es. Griechenlands Schuldenberg wächst damit in diesem Jahr anders als erhofft weiter: Die Kommission erwartet nun eine Gesamtverschuldung von 180,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Gleichzeitig bleibt das Land 2015 mit einem erwarteten Preisrückgang von 1,5 Prozent anders als die Eurozone insgesamt in der Deflation