In zwei getrennten Pressestunden wurden die Regierungskandidaten für die Hofburg, Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol, am Sonntag mit ihren schlechten Umfragewerten eine Woche vor der Wahl konfrontiert. Beide gaben sich indes optimistisch.
Khol verwies darauf, dass ein guter Teil der Wahlberechtigten laut den Umfragen ja noch unentschlossen sei. Außerdem zog er die Umfragen etwas in Zweifel. Ähnlich Hundstorfer: "Ich bin weder schachmatt, noch lasse ich mir etwas unterstellen." Der SP-Mann präsentierte sich zunächst als "Kandidat der Mitte", konnte dann aber niemanden nennen, der links von ihm stehe. Schließlich sagte er: "Ich stehe mitte-links", er könne am breitesten und umfassendsten das Land repräsentieren.
Khol fand deutliche Worte zur jüngsten Umbildung im ÖVP-Regierungsteam - dem Wechsel von ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nach Niederösterreich und dem Wechsel von Wolfgang Sobotka ins Innenressort: "Ich habe die Rochade für nicht notwendig und nicht für richtig empfunden - 'Never change a winning team'". Resigniert sei er darob aber "überhaupt nicht." Er habe im Gegenteil im Zuge seiner Kampagne einen "Jetzt-erst-recht-Effekt" bemerkt. Außerdem würden ihn sechs der neun Landeshauptleute und viele Bürgermeister unterstützen.
Mit der verkürzten Ausschuss-Begutachtung zur Verschärfung des Asylrechts hat Khol kein Problem. Denn: "Das Begutachtungsrecht ist kein Recht, sondern eine Möglichkeit." Inhaltlich hält er die Pläne für angemessen. Auch Hundstorfer verteidigte die Verschärfungen im Asylrecht, die SPÖ-internen Diskussionen gehörten dazu. Es gebe bei der Aufnahme von Flüchtlingen eine Kapazitätsgrenze, "das muss uns klar sein". Daher sei er froh, dass sich die Regierung vorbereite.
Khol: Griss ist "pharisäerhaft"
Gegen den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer teilte Hundstorfer erneut aus. Beim Waffenbesitz brauche es zwar keine Änderung der Rechtslage, aber er möchte keinen Bundespräsidenten mit Waffe haben, so Hundstorfer. Auch Griss kritisierte er für ihren Vorstoß, das halbe Nettogehalt des Staatsoberhauptes spenden zu wollen. Von so einem "Wettbewerb" halte er "überhaupt nichts". Noch deutlicher äußerte sich Khol zum Griss-Gehaltsverzicht: "Als bibelfester Mensch sage ich: Das ist pharisäerhaft."
Einmal mehr erklärte Khol, dass er FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gegebenenfalls mit der Bildung einer Regierung beauftragen würde. Er habe zum aktuellen Obmann der Freiheitlichen zwar eher ein "Nicht-Verhältnis", aber Strache sei jemand, "den ich von der Regierungsbildung nicht ausschließen würde".
Für die Zeit nach der nächsten Nationalratswahl erwartet Khol, dass sich eine Zweier-Koalition nur mit Beteiligung der FPÖ ausgehen wird. Daher werde der nächste Präsident "alle seine diplomatischen Fähigkeiten und seine Erfahrung einsetzten müssen", um eine Regierung mit Mehrheit im Nationalrat zu installieren. Vorstellbar wären für ihn auch Dreierkoalitionen. Von der Möglichkeit einer Minderheitsregierung rät er ab: "Rechtlich machbar, politisch eine Katastrophe."
Hundstorfer verwies auch auf seine Arbeit als Sozialminister. Er habe mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik viel höhere Arbeitslosenzahlen vermieden. Einen Austritt Großbritanniens aus der EU hielte die Union aus, so Hundstorfer. Ein schnelles Beitrittsverfahren mit der Türkei lehnt er ab. In zehn oder zwölf Jahren brauche es darüber eine verpflichtende Volksabstimmung.
Zur Affäre um den deutschen Satiriker Jan Böhmermann hielt Hundstorfer fest, dass auch Satire irgendwo einmal Grenzen hat. Trotzdem sei die Kunst- und Meinungsfreiheit ein ganz hohes Gut.
Gefragt nach seinen Plänen für die Sommerresidenz des Staatsoberhauptes - das Schloss Mürzsteg - sagte Khol, er würde es zwar privat nicht nützen, das Jagdschloss aber wie bisher bei Einladungen von wichtigen Staatsgästen besuchen. "Ich halte es für einen Teil des nationalen Kulturerbes". Deshalb solle es auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.