Anfang März soll die Europäische Union entscheiden, ob das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für mindestens weitere zehn Jahre zugelassen wird. Nun sorgt eine Meldung des Umweltinstituts München für Aufregung. Die Experten haben die gängigsten 14 Biermarken in Deutschland untersucht und konnten in allen Fällen Glyphosat nachweisen.

Getestet wurden: Krombacher, Oettinger, Bitburger, Veltins, Beck's, Paulaner, Warsteiner, Hasseröder, Radeberger, Erdinger, Augustiner, Franziskaner, König Pilsener und Jever.

„Alle getesteten Biere enthielten das Pestizid Glyphosat. Damit droht das deutsche Reinheitsgebot ausgerechnet in seinem 500. Jubiläumsjahr zur Farce zu werden“, erklärte die Biologin Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut dem Portal Focus. „Ein Stoff, der wahrscheinlich krebserregend ist, hat weder im Bier noch in unserem Körper etwas verloren.“ Im Gegensatz dazu sieht dasdeutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)  jedoch keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. 

Die höchste Belastung gab es laut Umweltinstitut bei Bier der Marke Hasseröder, in der sich 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter nachweisen ließ. Die niedrigste Belastung wies mit 0,46 Mikrogramm die Marke Augustiner Helles auf. Auch diese Menge liegt aber noch deutlich über dem Trinkwassergrenzwert, der für einzelne Pflanzenschutzmittel bei 0,1 Mikrogramm liegt. Für Bier gibt es keinen Grenzwert, schreibt Spiegel Online.

Laut der Europäischen Behörde für Ernährungssicherheit (EFSA/Parma) ist jedoch eine krebserregende Gefahr unwahrscheinlich. Das hat eine Bewertung durch die Behörde ergeben, deren Ergebnisse im November des Vorjahres veröffentlicht worden sind. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO in Lyon hat allerdings im Frühjahr 2015 Glyphosat als "wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen" eingestuft.

Die Zulassung in Europa läuft im Sommer aus. Ob das Mittel weiter eingesetzt werden kann, entscheidet die EU-Kommission. Die Mitgliedstaaten geben Anfang März ihre Empfehlung dazu ab.

Deutsches Institut gibt Entwarnung

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher, denn Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei.

Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1.000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen, teilte das BfR auf Anfrage mit.

Brauer sehen Studie kritisch

Der Deutsche Brauer-Bund hat die Studie des Münchner Umweltinstituts zu Glyphosat in Bier als nicht glaubwürdig bezeichnet. Der Vorwurf des Umweltinstitutes, die Brauereien würden ihre Rohstoffe nicht ausreichend kontrollieren, sei "absurd und völlig haltlos", teilten die Brauer am Donnerstag mit.

Die Brauereien in Deutschland betrieben einen hohen Aufwand, um die vier natürlichen Rohstoffe Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, die nach dem Reinheitsgebot zum Brauen verwendet werden, auf mögliche Schadstoffe zu kontrollieren.

Der Deutsche Brauer-Bund habe ein eigenes Überwachungs-System für Braumalz. "Unser Monitoring zeigt, dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen liegen. Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden." Daneben gebe es staatliche Kontrollen und weitere Eigenkontrollen der Brauereien, die dafür Sorge trügen, dass keine Schadstoffe Eingang in die Produktion finden

"Bier gefährlicher als Pestizid"

Als "absurde Panikmache" hat die Interessengemeinschaft der Pflanzenschutzmittelproduzenten (IGP) am Donnerstag die Studie des Münchner Umweltinstituts bezeichnet. Demnach wurden in deutschen Bieren Rückstände des Pestizids Glyphosat festgestellt. Die Risikoeinschätzungen zu Glyphosat sei schlichtweg ignoriert worden, lautete die Kritik der IGP.

Weder der gesetzliche Grenzwert von Glyphosat noch die lebenslänglich duldbare Aufnahmemenge (ADI) oder die einmalig duldbare, tägliche Aufnahmemenge (ARfD) seien berücksichtigt worden. Auch die Berufung auf die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) ist für IGP-Obmann Christian Stockmar nicht plausibel. "Glyphosat wird von der IARC in der Kategorie 2a, 'wahrscheinlich krebserregend' eingeordnet, während alkoholische Getränke und damit auch Bier in der Kategorie 1, 'krebserregend' gelistet werden. Der Konsum von Bier wird damit generell als gefährlicher eingestuft als Glyphosat", unterstrich Stockmar