5,5 Milliarden Menschen haben keinen oder nur einen begrenzten Zugang zu Medikamenten, die Substanzen wie Codein oder Morphin enthalten. Damit haben drei Viertel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu einer wirksamen Schmerzbehandlung. Das hielt der in Wien ansässige UNO-Suchtstoffkontrollrat (INCB) in seinem am Dienstag in London präsentierten Jahresbericht 2014 fest.

Dafür stehen 92 Prozent des Morphins nur 17 Prozent der Weltbevölkerung zur Verfügung, überwiegend in den USA, in Kanada, Westeuropa, Australien und Neuseeland, haben die Fachleute errechnet. Zugleich mahnt der INCB die Staaten, bei der Bekämpfung des Drogenproblems die Reduktion der Nachfrage als eine der Prioritäten zu sehen sowie mehr Ressourcen zu Prävention, Behandlung von Abhängigen und deren Rehabilitation zur Verfügung zu stellen.

Gegen Todesstrafe nach Drogendelikten

"Maßnahmen zur Drogenkontrolle existieren nicht in einem Vakuum", heißt es in dem Bericht, Staaten müssten bei deren Umsetzung ihren Verpflichtungen durch internationale Abkommen nachkommen. Welche Strafen verhängt werden, bleibe den Staaten überlassen, der Suchtstoffkontrollrat spricht sich aber eindeutig gegen die Todesstrafe nach Drogendelikten aus.

Als kontinuierliche Bedrohung sehen die Experten der Vereinten Nationen die sogenannten neuen psychotropen Substanzen. Deren Zahl stieg im Vergleich zu 2013 um elf auf 388. Das Ausmaß des Konsums weltweit zeige die Dynamik des Drogenproblems.

Ritalin-Verbrauch gestiegen

Gleich um 66 Prozent ist laut dem Bericht der Verbrauch von Methylphenidat (besser bekannt unter anderem als Ritalin) gestiegen, ein Amphetamin-Derivat, das zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt wird. Als Gründe dafür nannte der INCB ein Anwachsen der potenziell betroffenen Altersgruppe, mangelnde Verschreibungsrichtlinien und ausgeprägte Marketingstrategien. "Allein in den USA wurde bei rund elf Prozent der Vier- bis 17-Jährigen ADHS diagnostiziert. In Deutschland ist die Zahl der ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen von 2006 bis 2011 um 42 Prozent gestiegen", heißt es in dem Bericht, der auch einen zunehmenden Missbrauch dieser Medikamente durch Teenager registrierte.

In Europa bleiben laut dem Bericht die Verfügbarkeit und der Missbrauch von neuen psychoaktiven Substanzen ein großes Problem. In Ost- und Südosteuropa lagen die Raten der intravenös injizierenden Drogenkonsumenten und jener, die darüber hinaus mit HIV infiziert sind, höher als im weltweiten Schnitt. Während Todesfälle nach Heroinmissbrauch abgenommen hätten, seien mehr Menschen durch synthetische Drogen gestorben.