Nun, ob Lehner's Bauernleberkäse reißenden Absatz findet, ist ungewiss. "Kein Mehl, keine Kartoffelstärke, hoher Rindfleischanteil", steht auf dem Wagen, der mitten im Gelände des Festivals steht. Auch am zweiten Tag herrscht Kaiserwetter. Die Sonne brennt, der Leberkäse bruzelt, allerdings gibt es auch skeptische Zeitgenossen: "Da Leberkas muss fett und un'gsund sein", spricht ein leicht illuminierter Rocker mit dem Brustton der Überzeugung.

Verpflegungsstation
Verpflegungsstation © Bernd Melichar

Rock In Vienna, das erste urbane Festival in Wien, hat bisher nur Pluspunkte eingefahren. Das Line-Up ist zwar nicht atemberaubend, aber die Künstler scheinen sich mehr Mühe zu geben als auf den "ausgelatschten" Festivals. Metallica, die Headliner des ersten Abends, haben zwar verspätet begonnen, dann aber eine zweistündige Show hingelegt, die nichts zum Wünschen übrig ließ.

Dass James Hetfield einige Male arg daneben gegriffen hat und die Riffs recht schräg gerieten, macht die Metal-Superstars schon wieder sympathisch. Musikalisch noch aufgefallen am Tag 1: Die Metal-Rapper Body Count mit dem fucking guten Ice-T als Frontsau; Faith No More haben dann eine Bühne in Musikantenstadl-Manier aufgebaut und sind in Lederhosen aufgetreten; ein originelles Augenzwinkern in Richtung Gastgeberland.

Klimtbild als Bühnen-Hintergrund
Klimtbild als Bühnen-Hintergrund © Bernd Melichar

Das Gelände auf der Donauinsel könnte, wenn es so bleibt, als das sauberste der Festival-Geschichte eingehen. Frauen mit Staubsaugern fegen durch die Gegend, sogar die üblicherweise grenzwertigen Toilettanlagen sind blitzsauber. Auch auf dem angrenzenden Campingplatz säumen nicht Alkleichen den Weg, sondern Mistkübel, die brav gefüllt werden. Hey, das droht ja fast allzu sauber zu werden in einer Musikwelt, die sich den Dreck und das Ungestüme auf ihre Fahnen geheftet hat.

Die Toilettanlagen
Die Toilettanlagen © Bernd Melichar

Musikalisch stehen heute die Genresprenger Incubus, der Garage-Rocker Danko Jones, die Spaßrocker "The Hives" und als Headliner die neuerdings als beste Festivalband der Welt gefeierten "Muse" auf dem Programm.

Vor dem Leberkäse-Stand hat sich inzwischen eine lange Schlange gebildet. Jetzt leben Rocker auch noch gesund? Grenzwertig!

BERND MELICHAR