Vor zwei Jahren dominierte der Ukraine-Konflikt weltweit die Medien. Heute ist davon außerhalb des Landes kaum mehr etwas davon zu hören. Der Song Contest könnte das nun wieder ändern. Denn: Mit der Sängerin Susana Kamaladinowa, die unter dem Künstlernamen Jamala soeben den ukrainischen Vorentscheid gewonnen hat, betritt eine Sängerin der Minderheit der Krimtataren die Bühne.
Ihr Song "1944" handelt von jenem Jahr, in dem Stalin die turksprachige überwiegend muslimische Minderheit der Krimtataren aus ihrer Heimat in völlig überfüllten Zügen nach Zentralasien abschob. Tausende Menschen starben noch während der Fahrt, andere verhungerten in der Steppe. Eine Rückkehr auf die Krim war den Tartaren bis in die 1980er nicht gestattet. Und im Jahr 2014 hat bekanntlich Russland die Krim annexiert.
Die eingängige Popmelodie des Songs ist um einen zornigen Text ergänzt:„Wenn Fremde kommen, dann kommen sie in dein Haus, sie werden dich töten und sagen: ‚Wir sind unschuldig", heißt es darin eingans. Jamala betonte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, das Lied erinnere an das Schicksal ihrer Urgroßmutter. „Dieses schreckliche Jahr veränderte ihr ganzes Leben.“
Im Liedtext wird Putins Einverleibung der Krim zwar nicht dezitiert erwähnt, aber allein die Nominierung der Sängerin in einem der weltweit meistgesehenen TV-Events dürfte das ändern. Die Regeln des ESC verbieten Lieder mit politischen Inhalten. 2009 zum Beispiel verboten die Organisatoren den georgischen Song, weil darin Wladimir Putin verspottet wurde.