Staudenknöterich, Bärenklau und Springkraut: eingewanderte Pflanzenarten, die sich in Wald und Wiese bekanntlich schwer danebenbenehmen.
Wer wendet sich da nicht gern weitaus sympathischeren Neophyten zu, deren Verbreitungsgebiet sich auf gut sortierte Buchhandlungen beschränkt: dem Lila Lustlauch etwa, dessen Wirkung der Legende nach sogar dem Leibhaftigen die Schamesröte ins Gesicht treibt.

© Gerald Hartwig

Dem hochempfindlichen Bachnahen Schlingbohnenwiesling, der als Topfpflanze nur auf wohltemperierten Klavieren gedeiht. Oder der Stechfliederkerze, deren Gift das menschliche Sprachzentrum schädigen und so das typische weststeirische „Bellen“ verursachen soll. So jedenfalls steht es im druckfrischen „Herbarium“ der Brüder Gerald und Georg Hartwig.

Edition Brudertwist

Nach ihrem „Mistviech“ aus dem Jahr 2014, einer Sammlung illustrierter Schüttelreime, haben sich die beiden in ihrer „Edition Brudertwist“ nun die heimische Botanik vorgenommen – und diese um etliche fiktive Einträge erweitert. Insgesamt 40 fantastische Pflanzenarten werden in Wort und Bild schlüssig erklärt – von der Semitransparenten Pandorahasel, einst ein unverzichtbarer Grundstoff der Negligéproduktion, bis zur Sulmer Bachrassel, die per akustischem Signal vor Überschwemmungen warnt.

© Gerald Hartwig


Etliche der von Gerald Hartwig elegant nach der Natur gezeichneten Gewächse werden Pflanzenkennern verdächtig bekannt vorkommen; Georg Hartwigs Text unterläuft mit gespielter populärwissenschaftlicher Gelehrsamkeit den Kategorisierungswahn unserer Zeit durch höheren Unsinn. Insgesamt: ein hoch unterhaltsames Nachschlagewerk für Humorbegabte, die sich auch gern einmal pflanzen lassen.

Buchpräsentation: Botanische Gärten, Graz, Schubertstraße. 4. Dezember, 19.30 Uhr.
brudertwist.com