Nach 120 Jahren ohne Alkohol ist in der britischen Kleinstadt Bournville nun Schluss mit Abstinenz: Ein Zeitungshändler erhielt erstmals die Lizenz, in dem Vorort von Birmingham alkoholische Getränke zu verkaufen, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Bournvilles Ära als letzte "trockene" Ortschaft des Landes ging damit zu Ende.

Mit Alkoholbann belegt

Die Kleinstadt war Ende des 19. Jahrhundert von der Familie Cadbury, einer strenggläubigen Dynastie von Schokoladenproduzenten, als Siedlung für ihre Arbeiter gegründet und mit einem Alkoholbann belegt worden. Inzwischen leben in Bournville etwa 25.000 Menschen, niemals wurden aber Bars oder Alkoholgeschäfte eröffnet.

Die erste Verkaufslizenz sorgte nun für reichlich Unruhe. Stadtrat Rob Sealey etwa nannte die Entwicklung "katastrophal". "Dies richtet sich gegen 120 Jahre Geschichte und Erbe in Bournville", sagte er der Tageszeitung "Birmingham Mail". Seine Kollegin Lynda Clinton räumte ein, es habe Bedenken gegeben. Letztlich seien die Reaktionen aber überwiegend positiv.

Kamal Sharma, der Inhaber des neuen Alkoholgeschäfts im Zentrum des Streits, sagte, er wolle vor allem seinen Laden retten. "Ich habe versucht, Obst und Gemüse zu verkaufen, aber das wollte keiner", gab der 38-Jährige an. Als er seine Kunden nach ihren Wünschen gefragt habe, sei die Antwort eindeutig gewesen: "Ein Ort in der Nähe, wo man Bier und Wein bekommt."