Der römische Gott der Unterwelt erhält irdischen Besuch: Knapp vier Milliarden Kilometer von der Erde entfernt rast die NASA-Raumsonde "New Horizons" derzeit auf Pluto zu, den nach der antiken Gottheit benannten Zwergplaneten am Rand des Sonnensystems. Bereits im Jahr 2006 hat die Sonde ihre Reise von der Erde angetreten.

Der Start mit einer Atlas V-Rakete
Der Start mit einer Atlas V-Rakete © EPA

Am 14. Juli soll sich die Forschungssonde dem fernen Himmelskörper bis auf 12.500 Kilometer nähern - nach einer neueinhalbjährigen Reise durch das All, wie an der Mission beteiligte Wissenschafter am Dienstag (Ortszeit) in Miami im US-Bundesstaat Florida berichteten.

Noch nie ist eine irdisches Raumfahrzeug dem rätselhaften Pluto so nahe gekommen. Mit rasanten 50.000 Kilometern pro Stunde wird "New Horizons" in drei Monaten den innen felsigen und außen eisigen Zwergplaneten passieren. Bereits im Mai soll die Sonde die ersten hoch aufgelösten Fotos von Pluto und seinem größten Mond Charon aufnehmen. Der Pluto-Mond trägt den Namen des Fährmanns aus der griechischen Mythologie, der die Verstorbenen über den Totenfluss Styx geleitete.

Enorme Entfernung

Wegen der großen Entfernung des Zwergplaneten benötigen die Daten von "New Horizons" viereinhalb Stunden bis zur Erde. Mit den letzten Daten vom Pluto-Vorbeiflug der US-Sonde rechnen die Forscher erst im Oktober 2016. "Wir werden über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren Überraschungen und Entdeckungen erleben", sagte die Missions-Wissenschaftlerin Cathy Olkin.

"New Horizons" soll unter anderem die noch unbekannten Oberflächenformen auf Pluto kartieren. Außerdem wird die Sonde von der Größe eines Konzertfügels die Atmosphären des Zwergplaneten und seines Mondes Charon untersuchen - und herauszufinden versuchen, ob es im Inneren der beiden Himmelskörper womöglich Ozeane gibt. "In drei Monaten wird 'New Horizons' die erste Untersuchung des Pluto-Systems überhaupt vornehmen", sagte Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado.

Im Lowell-Observatorium in Flagstaff/Arizona läuft dieses Jahr eine eigene Pluto-Ausstellung
Im Lowell-Observatorium in Flagstaff/Arizona läuft dieses Jahr eine eigene Pluto-Ausstellung © AP

Pluto ist etwa um ein Drittel kleiner als unser Mond. Der im Jahr 1930 von dem US-Astronomen Clyde Tombaugh entdeckte Himmelskörper galt über Jahrzehnte als kleinster und sonnenferner der ursprünglich neun Planeten unseres Sonnensystems. 2006 wurde Pluto jedoch der Planetenstatus im Zuge einer Neu-Definition aberkannt. Seither gehört er der damals neu geschaffenen Klasse der Zwergplaneten an.

Beginn des Sonnensystems

Neben Charon hat Pluto mindestens vier weitere Monde - sie tragen die Namen Nix, Hydra, Styx und Kerberos. Seine Bahn um die Sonne zieht Pluto im sogenannten Kuiper-Gürtel. Diese Region birgt Überbleibsel aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems vor mehr als viereinhalb Milliarden Jahren - dort gibt es unter anderem Kometen und die Bausteine für kleine Planeten.

"New Horizons" war am 19. Jänner 2006 vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral zu ihrer langen Reise an den Rand des Sonnensystems gestartet. Nach dem Pluto-System soll die 465-Kilo-Sonde mit ihren sieben wissenschaftlichen Instrumenten noch weitere Objekte im eisigen Kuiper-Gürtel erforschen.