Fast ein Monat nach dem grausigen Fund von 71 toten Flüchtlingen in einem Kühltransporter auf der A4 im Bezirk Neusiedl am See sind zehn Opfer "eindeutig identifiziert". Laut Polizei befinden sich vier der Leichname mittlerweile in der Obhut der Angehörigen. Bei den zehn Opfern handle es sich um eine Frau und neun Männer aus dem Irak. Keines der Opfer sei älter als 50 Jahre.

Angehörige der Verstorbenen wurden informiert, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Landespolizeidirektion Burgenland. In mehreren weiteren Fällen liegen Hinweise vor, die eine Identifizierung erwarten lassen.

Spuren gesichert

Die Umstände und der Zustand der Leichen hätten keine Identifizierung anhand eines Fotos oder dem Augenschein nach zugelassen. Seit Beginn der Ermittlungen haben die Beamten jeden einzelnen Schritt dokumentiert und alle möglichen Spuren oder Spurenträger gesichert. Der Inhalt sämtlicher Behältnisse wie Rucksäcke und Taschen wurde katalogisiert und nach Hinweisen zu den Personen durchsucht. Teilweise brachten die Auswertungen funktionstüchtiger Handys Kontaktdaten zu Verwandten oder Bekannten. Anhaltspunkte zur Identität lieferten die gefundenen Reisepässe, weitere Dokumente und Schriftstücke, teilte die Polizei mit.

Bei der Spurensicherung und den Obduktionen wurde die DVI-Methode (Disaster Victim Identification, Anm.) unter der Führung des Leiters der Landeskriminalabteilung, Ernst Schuch, angewandt. Dabei werden sämtliche Informationen über eine unbekannte Leiche in verknüpften Datenbanken zusammengeführt. Diese internationale Methode wurde unter anderem nach der Tsunami-Katastrophe 2004 angewandt. Neben der Personenbeschreibung mit den körperlichen Merkmalen, den persönlichen Habseligkeiten, der Bekleidung und noch vielem mehr, werden die Umstände der Auffindung und sämtliche Details elektronisch gespeichert. Dazu kommen die Hinweise der Angehörigen aus der Bevölkerung.

Angehörige leisten großen Beitrag

In der Hotline der Landeskriminalabteilung Burgenland gingen laut Exekutive unzählige Anfragen und Hinweise ein. Anrufer berichteten, an jenem Tag, an dem die 71 Leichen in dem Lkw gefunden worden waren, den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren zu haben. Viele Angehörige leisten einen großen Beitrag zur Feststellung der Identität. Sie nehmen in ihren Heimatländern weite Wege in Kauf, um bei einer zuständigen Stelle eine DNA-Probe abzugeben. Manche reisen sogar nach Österreich und nehmen direkt Kontakt mit den Ermittlern auf, hieß es in der Pressemitteilung.

Die Ermittlungen werden laut Polizei noch mehrere Wochen dauern. Sobald die Identitätsfeststellungen abgeschlossen sind, werden die Leichname freigegeben. Die Überführungen in die Heimatländer erfolgen auf Antrag der Angehörigen.