Die Hauptgefahr ging weiterhin vor allem von frischen Triebschneeansammlungen aus, die derzeit aufgrund des starken Windes ständig neu gebildet werden. Wegen der tiefwinterlichen Temperaturen seien diese sehr spröde, hieß es. Sie könnten schon durch geringe Zusatzbelastung als Lawine ausgelöst werden.
Gefahrenstellen waren in steilen Hängen aller Richtungen zu finden. Weiterhin seien auch Fern- und Selbstauslösungen möglich. Falls ausgelöste Lawinen bis in die Altschneedecke durchreißen, können sie auch größere Ausmaße erreichen.
Insbesondere in den neuschneereichen Regionen (Silvretta, Arlberg/Außerfern, Nordalpen) könne heute die "kritische Neuschneemenge" überschritten werden. Dann müsse man mit erhöhter Lawinenaktivität rechnen, so die Experten. Vereinzelt könnten Lawinen dann auch exponierte Verkehrswege gefährden.
Die Tourenmöglichkeiten seien stark eingeschränkt, warnten die Experten. Auch in den kommenden Tagen werde die Situation unverändert kritisch bleiben.
Verbreitet wurde in Vorarlberg die Lawinensituation als erheblich beurteilt (Stufe 3). Skitouren und Freeriden seien sehr stark eingeschränkt, betonte Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst. Schneebrettlawinen könnten leicht ausgelöst werden.
Als Gefahrenstellen nannte Pecl vor allem Steilhänge, Rinnen und Mulden oberhalb der Waldgrenze. Umfang und Verbreitung dieser Risikogebiete würden im Laufe des Tages noch zunehmen. Seit Mittwoch habe es in den Vorarlberger Bergen 40 bis 60 Zentimeter geschneit, lokal sogar noch mehr. Die Verbindung zur Altschneeoberfläche sei oft nur mäßig bis schwach.
Auch in den niederösterreichischen Alpen herrscht seit Gründonnerstag teils große Lawinengefahr. Aufgrund hoher Windgeschwindigkeiten sei der Schnee umfangreich verfrachtet worden, wodurch sich eine tiefwinterliche Triebschneesituation eingestellt habe, teilte der Warndienst mit. Stufe 4 (große Gefahr) galt in Hochlagen - ab 1.500 Meter - der Ybbstaler Alpen und der Rax-Schneeberggruppe.
Schneebrettauslösungen seien bereits durch die geringe Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers "möglich bis wahrscheinlich", betonte der Lawinenwarndienst. Die kritische Situation bleibe auch am Karfreitag bestehen.
Die Lawinengefahr spitzt sich auch im Bundesland Salzburg zu: Die Schneefälle der vergangenen Tage und Verwehungen haben die Lage verschärft. Aufgrund weiterer Niederschläge sollte während des Tages die Gefahr auf Stufe 4 (groß) der fünfteiligen Skala steigen. Die Situation wird auch am Karfreitag heikel bleiben, hieß es am Donnerstag im Lawinenwarndienst des Landes Salzburg.
Schon der aktuelle Triebschnee ist störanfällig, der im Tagesverlauf neu hinzukommende Triebschnee ist aber wahrscheinlich noch leichter auslösbar. Betroffen sind im Tagesverlauf praktisch allen Hangrichtungen. Am Nachmittag waren wegen des intensiven Schneefalls - erwartet werden insgesamt bis zu 50 Zentimeter - bzw. intensiver Triebschneebildung Selbstauslösungen wahrscheinlich. Primär geht es um mittelgroße Abgänge aus stark eingewehten Zonen, vereinzelt sind auch große Lawinen möglich. Dabei kann auch der gesamte labile Altschnee mitgerissen werden. Die Möglichkeiten für Touren oder Abfahrten abseits der Pisten sind daher laut Bericht stark eingeschränkt beziehungsweise nicht sinnvoll. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung ist erforderlich, eine Beschränkung auf mäßig steiles Gelände wurde dringend empfohlen, wobei auch Lawinenauslaufbereiche zu beachten sind.
Der Ausblick auf den Karfreitag verheißt kaum Änderung, die Lage bleibt heikel. Hauptproblem wird der trockene Triebschnee sein, allerdings sollte die spontane Lawinenaktivität rasch zurückgehen. Die Gefahr für Schneebretter bleibt aber verbreitet erheblich (Stufe 3), weshalb Aktivitäten weiterhin nur eingeschränkt möglich sind und Erfahrung sowie eine ausgeprägte defensive Grundhaltung nötig sind.