Nach der Veröffentlichung vertraulicher Dokumente über finanzielle Missstände im Vatikan hat am Dienstag der Prozess gegen zwei Journalisten und drei frühere Vatikan-Mitarbeiter begonnen. Die Vatikan-Justiz legt ihnen den Diebstahl und die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente in der "Vatileaks 2"-Affäre zur Last.

Unter den fünf Angeklagten sind die beiden Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi, die vor kurzem Bücher über Veruntreuung von Kirchengeldern im Vatikan veröffentlichten. "Im Vatikan ist es ein Delikt, als Journalist zu arbeiten und über Missstände zu berichten. Ich werde jedoch weiterhin als Journalist arbeiten", sagte Nuzzi zuvor in einem Interview mit dem italienischen TV-Kanal "Canale 5".

Eigener Anwalt nicht im Vatikan zugelassen

Nuzzi klagte, dass er vor Gericht nicht einmal von seinem eigenen Anwalt verteidigt werden könne, da dieser als Verteidiger im Vatikan nicht zugelassen sei. Daher müsse er sich einen vom Vatikan bestimmten Pflichtanwalt nehmen. Mit dem Prozess gegen ihn stelle sich der Vatikan gegen das europäische Recht, das Medien- und Pressefreiheit verteidige. Ihm würden jetzt acht Jahre Haft drohen. "Indem man mich wegen meines Buches verurteilt, wird der Vatikan jedoch nicht seine Probleme lösen", so Nuzzi.

Vor Gericht erschien auch die frühere Papst-Vertraute und PR-Agentin Francesca Chaouqui. Auch sie klagte, dass ihre Anwältin, die italienische Starverteidigerin Giulia Bongiorno, nicht zum Prozess zugelassen worden sei, weil sie nicht die Genehmigung zur Ausübung ihrer Tätigkeit im Vatikan habe. Mit Chaouqui sind auch der spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda angeklagt, der im Vatikan in Haft sitzt. Beide arbeiteten, wie der fünfte Angeklagte Nicola Maio, für eine von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftsprüfungskommission.

Verhandlung rasch vertagt

Der Prozess wurde nach 70 Minuten Verhandlungsdauer auf Montag vertagt. Bei der Audienz wurden Pflichtverteidiger für die fünf Angeklagten - zwei italienische Journalisten und drei Mitglieder einer Wirtschaftsprüfungskommission - ernannt.

Die Vernehmung der Angeklagten vor Gericht wird ab kommendem Montag am Vormittag und am Nachmittag erfolgen, verlautete aus dem Vatikan. Die angeklagten Journalisten Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi hielten eine kurze Verteidigungsansprache. Nuzzi bezeichnete den Prozess als "kafkaesk und absurd". Fittipaldi betonte, dass der Prozess dem in der Europäischen Konvention für Menschenrechte verankerten Prinzip der Medien- und Meinungsfreiheit widerspreche.

"In meiner Heimat Italien wäre ein derartiger Prozess nicht möglich, weil man mir nicht vorwirft, falsche, oder verleumderische Nachrichten verbreitet zu haben, sondern mich einfach beschuldigt, Informationen veröffentlicht zu haben, was von der universalen Menschenrechtserklärung verteidigt wird", so Fittipaldi.