Knapp drei Wochen nach seinem Lauf durch den Eurotunnel ist der sudanesische Flüchtling Abdul Rahman Haroun vor einem britischen Gericht angehört worden. Bei dem Termin am Montag erklärte er sich für nicht schuldig. Die britische Justiz wirft Haroun Verkehrsbehinderung vor. Er sitzt in Untersuchungshaft, ihm drohen zwei Jahre Gefängnis.

Der 40-Jährige war am 4. August durch sämtliche Kontrollen im französischen Calais geschlüpft und knapp 50 Kilometer durch den Eurotunnel gerannt, bevor er kurz vor der britischen Seite von britischen Sicherheitskräften geschnappt wurde. Fluchtversuche zu Fuß durch den Tunnel sind höchst selten und gefährlich - die Züge rasen mit bis zu 160 Stundenkilometern durch die Röhre.

Fühlt sich "nicht schuldig"

Nachdem sich Haroun am Montag per Dolmetscher für nicht schuldig erklärte, setzte Richterin Adele Williams für den 9. November die nächste Anhörung an und beließ den Flüchtling in Untersuchungshaft. Sein Anwalt Nicholas Jones forderte hingegen sofortigen Flüchtlingsschutz für seinen Mandanten. Er berief sich auf die UN-Flüchtlingskonvention, nach der Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt werden, nicht wegen illegaler Grenzüberschreitungen strafrechtlich verfolgt werden dürfen.

Schwerer Unfall

Bei dem Versuch, von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen, ist am Montag ein junger Flüchtling schwer verletzt worden. Rettungskräfte hätten sich gegen 10.00 Uhr früh an den Bahnsteigen am Eurotunnel um den Verletzten gekümmert, teilte die Präfektur von Nord-Pas-de-Calais mit. Der 22-Jährige aus Eritrea sei nach Calais ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es.

Nach Angaben der Rettungskräfte erlitt er Kopfverletzungen und innere Blutungen. Offenbar wurde er von einem Zug erfasst. Am frühen Abend erklärten die Behörden, der Mann sei nicht in Lebensgefahr. Bei einem separaten Vorfall wurde am Montagnachmittag der Verkehr durch den Eurotunnel nach Frankreich für eine halbe Stunde unterbrochen. Grund dafür waren rund 30 Flüchtlinge, die sich in der Nähe des Tunneleingangs auf den Schienen aufhielten.

In Calais sind derzeit tausende Flüchtlinge gestrandet, die auf ein besseres Leben in Großbritannien hoffen. Täglich versuchen zahlreiche Menschen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Auf dem Höhepunkt der Krise wurden Ende Juli am Eurotunnel pro Nacht teils mehr als 2000 Fluchtversuche gezählt.