"Die Kraft der Natur mag zerstörerisch sein, aber die Kraft der Einheit und der Solidarität der Mexikaner sind weitaus größer", sagte Staatspräsident Enrique Pena Nieto nach einem Besuch im Katastrophengebiet im Süden des Landes.

Das Zentrum des Bebens der Stärke 8,2 lag im Pazifik, 137 Kilometer südwestlich von Tonala im Bundesstaat Chiapas in 19 Kilometern Tiefe. Rund 50 Millionen Menschen spürten die heftigen Erdstöße, auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Zeitweise waren rund 1,5 Millionen Menschen ohne Strom. Im Zentrum der Hauptstadt schwankte sogar das Unabhängigkeitsdenkmal mit dem goldenen Engel auf der Spitze bedenklich, stürzte aber nicht ein.

36 Opfer in Juchitan

Viele Menschen sind obdachlos geworden. Am schlimmsten traf es die 98.000 Einwohner-Stadt Juchitan, 720 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt. Allein 36 Menschen starben dort. In zwei Minuten stürzten zwei der bekanntesten Gebäude ein - der Palacio Municipal, Sitz des Bürgermeisters, und die Kirche San Vicente Ferrer. "Unsere Häuser sind zerstört, wir stehen auf der Straße", sagte der 55-jährige Noel Martinez. "Wir brauchen Wasser, Essen und einen Platz, wo wir bleiben können." Schuttberge prägen das Bild. Präsident Pena Nieto besuchte Juchitan und versprach schnelle Hilfe.

Nachdem das historische Rathaus eingestürzt war, zog ein Mann die mexikanische Flagge aus dem Schutt, knüpfte sie an eine Stange und pflanzte sie auf den Trümmerberg. Innenminister Miguel Angel Osorio Chong teilte das bewegende Video bei Twitter und schrieb dazu: "In den schwierigsten Momenten zeigen sich Mexiko und die Mexikaner von ihrer besten Seite."

40 Sekunden Erschütterung

Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. "Es war ein zerstörerisches Beben", sagte Pena Nieto. Dennoch scheinen die Folgen weit glimpflicher zu sein als bei einem der schlimmsten Erdbeben 1985 mit einer Stärke von 8,1 - damals lag das Zentrum nicht im Pazifik. Fast 10.000 Menschen starben, Mexiko-Stadt wurde schwer verwüstet. Das aktuelle Beben gilt zusammen mit einem Beben 1932 als stärkstes je gemessene in der Geschichte des Landes.

Rund 40 Sekunden dauerten die Erschütterungen. "Mein Haus hat sich hin und her bewegt wie eine Hängematte und ich habe befürchtet, dass es zusammenbricht", sagte der 85-jährige Juan Martinez Ramos in San Cristobal in Chiapas. "Ich hatte Angst, dass ich an einem Herzinfarkt sterben könnte." In elf Bundesstaaten fiel am Freitag die Schule aus. Experten untersuchten die Gebäude auf mögliche Schäden. Wegen der zwischenzeitlichen Tsunami-Gefahr wurden an den Küsten rund 8.000 Menschen in Notunterkünfte gebracht.

Mindestens zwei Tote durch Wirbelsturm "Katia"

Während der Süden von Mexiko noch mit den Folgen des schweren Erdbebens kämpft, hat Wirbelsturm "Katia" im Osten des Landes mindestens zwei Menschen das Leben gekostet. Der Hurrikan traf am Freitagabend (Ortszeit) in Tecolutla im Bundesstaat Veracruz auf die mexikanische Atlantikküste.