Papst Franziskus hat Opfer des kolumbianischen Bürgerkriegs und frühere Guerillakämpfer bei einem Versöhnungsgebet zusammengebracht.  Franziskus forderte "Wahrheit" und "Gerechtigkeit" für die Leidtragenden des jahrzehntelangen Konflikts.

"Die Wahrheit ist ein von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit untrennbarer Begleiter", sagte der Pontifex maximus am dritten Tag seines Besuchs in dem lateinamerikanischen Land. "Gemeinsam sind sie wesentlich, um Frieden aufzubauen."

Zu den Teilnehmern der Versöhnungsfeier gehörte Pastora Mira Garcia, die dem Papst berichtete, wie ihr Ehemann, ihr Vater und ein Kind von bewaffneten Gruppen ermordet worden waren. Sie hoffe, dass der Schmerz und das Leiden tausender Opfer in Vergebung umgewandelt würden, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, sagte sie.

Der 38-jährige Juan Carlos Murcia sprach über die zwölf Jahre, die er mit der linksgerichteten Guerillagruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) gekämpft hatte. Nachdem er die FARC verließ, gründete er eine Sportstiftung, die jungen Leuten hilft, von Drogen und Gewalt wegzukommen. "Ich kann einmal mehr um Vergebung bitten", sagte Murcia.

Papst rief zur Versöhnung auf

Zuvor hatte der Papst bei einer Messe unter freiem Himmel erneut die Kolumbianer zur Versöhnung aufgerufen. "Jede Friedensanstrengung ohne aufrichtiges Engagement für die Versöhnung ist zum Scheitern verurteilt", warnte der Papst in Villavicencio. In der Messe sprach er zwei katholische Priester selig, die in dem Konflikt getötet worden waren.

Der Kirchenführer segnete zwei Setzlinge, die ihm von vier Kindern überreicht wurden, damit sie als Bäume in den "Wald der Aussöhnung" angepflanzt werden. Einen Baum pflanzte Franziskus symbolisch selbst ein und griff zu einem Spaten. Kinder - als Zukunft Kolumbiens - gossen die Erde. "Wir wollen eine Zukunft in Frieden", sagt eines der Mädchen zu Franziskus. Präsident Juan Manuel Santos - im weißen Hemd - dankte Franziskus für seinen Einsatz um Aussöhnung.

Papst Franziskus unterstützt das Friedensabkommen, das die Regierung Kolumbiens im November 2016 nach gut einem halben Jahrhundert Konflikt mit den Guerilla-Kämpfern von den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) geschlossen hatte. Gegen dieses Abkommen haben aber viele Kolumbianer Vorbehalte, in einer Volksabstimmung votierte eine knappe Mehrheit zunächst dagegen. In dem Konflikt starben seit 1964 220.000 Menschen, 7,5 Millionen wurden vertrieben.

Es ist der erste Besuch des Pontifex maximus in Kolumbien. Er bleibt fünf Tage, die Veranstalter erwarten insgesamt Millionen Gläubige.