Die türkische Regierung vermutet die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hinter dem tödlichen Anschlag auf einen mit Soldaten besetzten Bus in Kayseri. "Derzeit deuten alle Hinweise auf die PKK hin", sagte der stellvertretende Regierungschef und Regierungssprecher Numan Kurtulmus am Samstag dem Sender NTV.
Bei dem Anschlag waren am Morgen 13 Soldaten getötet und mindestens 55 Menschen verletzt worden, darunter 48 Soldaten, die Ausgang hatten. Nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim handelte es sich um einen Selbstmordanschlag. In dem Bus saßen laut der türkischen Nachrichtenagentur Dogan dutzende Soldaten, die an ihrem freien Tag zum Einkaufen zum Markt von Kayseri wollten.
Der Gouverneur der Provinz Kayseri, Suleyman Kamci, sprach von einem "terroristischen Anschlag" auf einen Bus mit Soldaten. Die Explosion sei vermutlich von einer Autobombe ausgelöst worden.
Soldaten hatten freien Tag
Laut einer Mitteilung der Streitkräfte hatten die Soldaten einen freien Tag und die Erlaubnis, diesen außerhalb der Kaserne zu verbringen. Den Angaben zufolge handelte es sich bei den Opfern um Soldaten der unteren Dienstgrade, die gerade unterwegs zu einem Markt waren. Die Verletzten würden im Krankenhaus behandelt. Die Armee schloss nicht aus, dass es auch zivile Opfer gab. Zu den Tätern und den Hintergründen des Anschlags gab es zunächst keine Angaben.
Explosion nahe Universität
Die Explosion ereignete sich am Morgen in der Nähe der Erciyes-Universität von Kayseri, einer Stadt etwa 300 Kilometer südöstlich von Ankara. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Rauch von dem Bus aufstieg. Die Industriestadt Kayseri liegt weit entfernt von den Kurdengebieten im Südosten der Türkei und gilt normalerweise als ruhig.
Doppelanschlag vor einer Woche
Erst vor einer Woche war die Türkei von einem schweren Attentat erschüttert worden. Bei dem Doppelanschlag in Istanbul, das sich gegen die Polizei richtete, wurden 44 Menschen getötet. Zu der Tat bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans, eine radikale Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Als Reaktion nahmen die türkischen Behörden mehr als 200 Politiker der prokurdischen Partei HDP fest.
Kurden-Konflikt
Seit der erneuten Eskalation des Konflikts zwischen den Kurden und der türkischen Regierung im Sommer 2015 lehnt Ankara jeden Dialog mit der HDP ab. Sie betrachtet die Oppositionspartei als politischen Arm der PKK. Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet ihre Politiker regelmäßig als "Terroristen". In den vergangenen Monaten weitete die Regierung ihr Vorgehen gegen die HDP und ihren regionalen Ableger, die DBP, aus.