Die Belastung der mikroskopisch kleinen Kunststoffteile sei um das Drei- bis Vierfache höher als die des umliegenden Sediments, berichtete ein Expertenteam der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) am Montag.
Erwartet hatten die Wissenschafter nach eigenen Angaben nur eine etwa um das Doppelte höhere Belastung. Die "Magnetwirkung" von Mikroplastik ist schon seit längerem bekannt. Während Kunststoffe wie Polyethylen oder Silikon im Wasser allmählich zu immer kleineren Brocken zerfallen, lagern sich hochgefährliche Umweltgifte wie polychlorierte Biphenyle (PCB) oder polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) an ihrer Oberfläche an.
Gift gelangt in unsere Nahrungskette
Durch die Ablagerung der kontaminierten Plastikteilchen im Sediment besteht nach Angaben der HAW-Forscher auch die Gefahr, dass diese durch Muscheln, Würmer und Fische gefressen werden und in die menschliche Nahrungskette gelangen. Für die Untersuchung hatte das Team 2015 auf zwei Fahrten mit dem Forschungsschiff "Aldebaran" Proben aus norddeutschen Küstengewässern und Flüssen gesammelt. Das Bundesforschungsministerium förderte dies.
Kosmetikprodukte
Das Plastik stammt aus unterschiedlichen Quellen. Es ist zum Beispiel in kosmetischen Produkten enthalten und wird in den Kläranlagen nicht herausgefiltert. Oder es entsteht aus größeren Plastikteilen, die von Wind und Wetter zersetzt werden. "Jeweils 15 Prozent des Plastiks im Meer befindet sich an der Oberfläche und im Wasserkörper", sagte "Aldebaran"-Chef Frank Schweikert. "Aber 70 Prozent sinken ab ins Sediment." Die Details der Sedimentbelastung seien bisher wenig untersucht.
Die Forscher unter der Leitung der Umweltchemikerin Gesine Witt brachten eigens entwickelte Schadstoffsammler - das sind etwa bechergroße Kupfergefäße, die mit Silikonfasern bestückt sind - an die Messpunkte und sammelten sie nach drei Monaten wieder ein. Sie legten dabei mehr als 1.000 Seemeilen zurück, ungefähr 2.000 Kilometer.